Ich freue mich, neben meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Sterbebegleiterin nun auch in den Vorstand des Hospiz Leverkusen e.V. berufen worden zu sein. In diesem Zusammenhang betreue ich den neu gegründeten Bereich "künstlerisch-soziale Projekte" und verbinde damit Sterbebegleitung, Musik und die Vermittlungsarbeit im Kontext von Tod, Sterben und Trauer.
"Soziale Unterschiede Gestorbener - Arme, Reiche, Bettler, Könige - und der Formen des Gedenkens sind das eine, das andere, dass der Tod keine Unterschiede macht." (Peter Gülke).
Im Rahmen meines PhD an der Hochschule für Musik Karlsruhe ist die Frage zur Affektivität von Musik in transkulturellen Trauerprozessen migrantischer Familien in Deutschland.
Der Tod macht keinen Unterschied. Er ereilt uns kultur- und konfessionsübergreifend, macht weder Halt vor kulturellen Unterschieden noch vor Arm und Reich oder Gläubigen und Ungläubigen. Mit dem Tod sind wir zu Lebzeiten in zweierlei Hinsicht konfrontiert. Zum einen erleben wir den Tod einer anderen Person. Die Reaktion darauf bedeutet in erster Linie Trauer und die Aufgabe, Verlust zu verarbeiten. Zum anderen leben wir alltäglich mit der Gewissheit unseres eigenen Todes. Dieses Wissen beruht auf einer internalisierten „Grunderfahrung“: „Ich weiß, dass ich sterben werde“. Die beiden oben genannten Betrachtungsweisen deuten bereits auf einen gewissen Reduktionismus hin, der die alltägliche sowie die wissenschaftliche Betrachtung mit dem Tod kennzeichnet. So unterschiedlich wir den Umgang mit dem Tod in verschiedensten Kulturen erleben, so universell ist doch das Ereignis des Todes über kulturelle Grenzen hinweg. Kulturen werden längst nicht mehr als in sich geschlossene „Blöcke“ oder „Kreise“ wahrgenommen, sondern als flexible und wandelbare Interaktionsnetzwerke. Diese Beobachtung bildet den Grundpfeiler meiner Dissertation und den Grundsatz für den Vergleich unterschiedlichster Kulturen über einen universell verbindenden, gemeinsamen Nenner, den Tod. Als wichtiges Medium kommt dabei die Musik und in erster Linie die (sogenannte) Trauermusik ins Spiel. Sie ermöglicht non-verbale Kommunikation und damit transkulturellen Austausch, sie ist Ausdrucksmöglichkeit des Unsagbaren und hat großen Einfluss auf den menschlichen Körper und seine Psyche.
Ich freue mich, von nun an als assoziiertes Mitglied des Arbeitskreises für Thanatologie zu forschen. In diesem Zusammenhang beschäftige ich mich vor allem mit der Frage, wie Sterben und Trauern in der Obdachlosigkeit funktioniert und welche Rolle Trauermusik im Kontext transkultureller Begegnungen einnimmt.
Als ich den Qualifizierungskurs zur Sterbebegleiterin begann, suchte ich zunächst eigentlich einen Ausgleich zur Musik. Sehr schnell habe ich dann aber feststellen müssen: Kunst und Sterben gehen so bedingungslos Hand in Hand, dass die Musik vermehrt Einzug in meine Begleitungen erhielt... und umgekehrt.
Den Tod, die Trauer und das Sterben als Thema darüber hinaus auch genau in den öffentlichen Raum zutragen, den wir als Musiker:innen bespielen, war für mich nicht nur eine logische Konsequenz, sondern bedeutet für mich ein unvergleichbar aufrichtiges, ganzheitliches Erlebnis im Konzertsaal – als Mensch, als Musikerin und als Publikum. Es bietet eine neue Betrachtung menschlicher Hintergründe in der Musik und letztendlich auch eine Enttabuisierung dieses so gewissen Aspektes unseres Lebens. Ich glaube, dass wir uns so nicht nur als Menschen im Konzertsaal einander annähern, sondern im Konzert selbst auch vielen musikalischen Werken gerechter werden können.